Unsichtbare Brüche
1
Ich reibe meinen Körper ein mit Zitrone und Nelkenöl.
Doch wenn du mich umarmst,
riechst du nur den Geruch der Bomben
und der toten Fische.
2
Salzig ist mein Mund
wie die Ägäis, die ich in einem Gummiboot überquerte,
ich putze ihn jeden Morgen mit Wasser und Seife.
Doch wenn du mich küsst,
verstreut sich das Salz auf dem Bett.
3
Einmal fürchtete ich,
die Schiffbrüchigen würden ebenfalls verstreut,
während ich dich umarme.
4
Alle fünfunddreißig Tage blute ich.
Aus mir fließt Blut,
befleckt das Bett, das Bad, den Laptopbildschirm,
meine Kleider, den Teppich
und die Bücher, die ich lese.
Unbegreiflich, warum blute ich keine Tränen?
Ich bin voll davon, mehr als von Blut.
5
Mein Leib ist voller Kinder.
Jedes Mal, wenn das Alter versucht,
mich zu besuchen,
kommt eins von ihnen heraus
und leiht mir seine dünne Haut.
6
Der Krieg ist vor langer Zeit verstummt.
Doch die Sterne funkeln aus der Vergangenheit herüber.