Die Soldaten sind schlafloses Freiwild
Die Soldaten, die Kriege führen –
haben ihre groben Finger
die zarten Hände ihrer Kinder berührt?
Haben sie jemals Liebe erfahren?
Die Soldaten,
die Kriege führen –
sind sie als Säuglinge geboren
mit zarter Haut und einem feinen Lächeln?
Haben ihre Mütter sie gebadet
in warmem Wasser mit Olivenseife
und lächelnd ihre Haare gekämmt?
Haben sie mit ihren Vätern Krieg gespielt
und das Spiel des Soldaten, der seine Heimat verteidigt?
Sprangen sie wie Welpen
auf ihren Schoß
und schliefen müde dort ein?
Die Soldaten,
die Gewehre tragen,
die Soldaten, die in Flugzeugen
auf Knöpfe drücken
und Fässer auf Wohngebiete fallen lassen,
auf Parks und Krankenhäuser.
Die Soldaten,
die Tag und Nacht das Siegeszeichen zeigen,
nach jedem Massaker –
haben sie jemals
über diesen Dörfern
den karmesinroten Sonnenuntergang gesehen?
Liefen sie als Halbwüchsige und Jugendliche
durch die Straßen dieser Städte?
Flirteten sie mit ihren Freundinnen in den engen Gassen
und stahlen heimlich kleine Küsse?
Haben sie nicht auf ihre Geliebten
vor dem Schultor und an den Parks,
eine rote Rose in der Hand,
mit einem Liebesbrief gewartet?
Die Soldaten,
die Tod! Tod! Tod den Feinden! wiederholen,
dem Feind, der gestern noch Freund war,
dem Arbeitskollegen,
dem Kindheitsfreund,
dem Schulfreund.
Der Feind ist die schöne Nachbarstochter,
der Feind ist der, mit dem du vor Kummer geweint hast,
und auf dessen Schulter du im Schulbus schliefst.
Die Soldaten,
die Kriege führen
ohne Gedächtnis –
werden sie jemals erwachsen,
einsam und alt?
Lassen sie dann eine große Träne fallen,
die Reue heißt?