Stark ist der Arrak
Stark ist der Arrak.
Ist kein Wasser mehr da?
Ich bin durstig,
ins Leben geworfen vom Schmerz,
bin durstig nach dir, Bruder.
Stark ist der Arrak –
Prost!
Ich vermisse es, mit dir zu trinken, noch einmal,
Geschichten einzusammeln, bis an den Rand zu gehen.
Wir packen die Reisetasche,
wandern aus ins Unbeschwerte,
überlisten das Morgen,
versenken unsere Namen in verlorenen Heften,
klauen die Zeit, die Unheilige.
Stark ist der Arrak –
Prost!
Was sagst du?
Werden wir wieder Kinder sein?
Spielen auf den Gefängnismauern – zu Hause?
Zusammen groß werden, uns im Blick behalten?
Was sagst du? Kommen noch Tage voller Leben?
Werden wir dem Paradies glauben
und irgend so ein Feuer fürchten?
Stark ist der Arrak –
Prost!
Bist du alt geworden, müde wie ich?
Nein, du bist noch schön.
Trägst du am Auge noch den schwarzen Kajalstrich – unser Erbe?
Gehst du noch aufrecht?
Und deine Wangen? Sind sie immer noch rosig und frisch?
Auch du bist gealtert, Junge!
Verdammt! Ich dachte, du stehst über der Zeit.
Aber die Zeit steht neben dir.
Stark ist der Arrak –
Prost!
Am liebsten würde ich dich ausschimpfen,
beim Leben unseres Vaters und seinen lachenden Augen,
das möchte ich.
Aber wofür? Eine Rose ist ohne Makel.
Ich habe nur dich,
nur dir kann ich von der Müdigkeit erzählen.
Ohne dich gibt es weder Wort noch Ohr.
Ohne dich regt sich nichts in meiner Brust.
Und wir verschließen die Tür vor dem Wind.
Wärst du nicht mein Halt, fiele ich und hätte endlich Ruhe.
Und das Nichts wäre mir lieb – so lieb.
Wir sind jetzt so, wie Vater befürchtet hatte:
Jeder an einem Ort.
Treffen wir uns? Treffen wir uns nicht?
Wer bringt das Leben zurück, das verflogen ist im Nu?
Der Arrak scheint verändert zu sein, Bruder,
auch Leib und Seele.
Wenn wir weinen, zählen wir die Tränen nicht,
Wenn wir uns aber betrinken wollen, sind die Gläser gezählt.