Weniger Hass
Mit deutlich weniger Hass
begegneten uns Bären, Haie und Krokodile.
Mit weniger Hass holten wir den Wald aus dem Nichts,
schärften die Säbel,
erfanden Gewehre,
geladen und mit dem Bajonett am Lauf.
Wir zogen in sinnlose Kriege.
Kämpften wie Heuschrecken.
Wie Fledermäuse am helllichten Tag.
Wie die Pest - die wahrhaftige Pest.
Wir töteten und wurden getötet.
Am Schluss wussten wir nicht einmal mehr,
was wir wollten.
Mit weniger als alledem
verfolgten wir die Indianer.
Machten aus ihnen,
je nach Laune, wilde Wesen,
Menschenfresser und Blutsauger.
Wir häuteten sie,
rissen sie aus ihren Träumen,
aus ihrem freudigen Gelächter,
dem Tabak,
ihren innigen Gesängen,
vertrieben sie für immer aus dieser Welt
und hängten ihre Köpfe über unsere Tore.
Wir taten all dieses und vieles mehr.
Mit weniger Hass
gingen wir hinein in die Dunkelheit.
Schutzlose ließen wir zurück.
Ausgestreckte Hände
wiesen wir reumütig ab.
Verwundete, flehende Hände -
unter den Nägeln der Verlust.
Wir rannten auf die Straßen,
in Moscheen, Synagogen, Kirchen und Tempel,
zu Wahrsagerinnen,
blätterten suchend in den Büchern,
marschierten eins, zwei, drei zu Prostituierten,
fügten einander auch leise Leid zu,
stürzten einander in Abgrund und Leere,
tauschten unsere falschen Siege aus
und nahmen sie mit ins Bett.
Wir versteckten sie in den Bäuchen unserer Kinder
und weinten.
Aber mit deutlich weniger Hass.