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Eine Liste für ein Haus mit zwei Geistern

Galal Alahmadi

Nachdichtung von Tanja Dückers

Weiter Schreiben, Wir machen das, Abdul Razzak Shaballout, Jalal Al Ahamadi
©"Sardines", Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm (2016) von Abdul Razzak Shaballout

Ich bin ein Nichts
und du bist ein Niemand,
doch für uns beide ist
diese Welt
zu eng.

Meine Geldbörse ist krank wie ich,
leidet an Unsinn und Erwartungen.
Bitte mich um Dinge, die leicht zu vergessen sind.
Heute Nacht werde ich dir eine leere Tüte mitbringen.
Sie sollte voller Kartoffeln sein, die du so liebst,
aber diese Möglichkeit, sie kommt nur in Gedichten vor.

Wichtig aber ist: Wir haben eine Küche, die kaum Platz bietet
für zwei Geister und ein scharfes Messer,
mit dem wir die Nacht abschneiden.
Wir haben Wörter, die nach Zwiebeln schmecken,
sie sind weich und lösen doch Tränen aus.
Wir spüren die gleiche Stille
und der Blick
ähnelt tausend Jahre Spiegeln
und einer leeren Tüte,
so sollte es nicht sein.

Öffne das Fenster ein wenig,
nicht, weil es ein Fenster ist,
öffne es, weil verirrte Luft vorbeizieht,
weil die Luft draußen von Wölfen gefressen wird,
weil auch hier im Innern die Felder krank sind,
die Luft, sie soll all diese Heuschrecken hier in die Welt hinauslassen.

Glaub mir doch, ich bin glücklich,
so werden die Bäume in deinen Augen grünen,
so werden in meiner Lunge immerfort Rosen ohne Dornen sprießen.
Ich bin glücklich und leer
wie ein leerer Becher
wie ein leerer Kühlschrank
wie leere Worte
wie ein Stuhl in einem Garten, auf dem einmal zwei Liebende saßen.
Jeder füllt sich seine Leere anders
wie die Tüte mit deinen Lieblingskartoffeln,
die erst leer war.

Versteh mich doch,
Männer mögen die Küche nicht.
Sie lieben ihre scharfen Werkzeuge
und das, was die Küche bietet.
Männer verlassen das Haus um sieben Uhr morgens
ohne Kleingeld.
Sie sind es, die den Stein mit sich tragen,
und die dummen Witze, die der Arbeitgeber über sie erzählt.
Am Ende des Tages öffnen sie eine Dose Sardinen und kehren nicht gleich zurück.
Männer, die mit leeren Tüten nach Hause zurückkommen.

Sag mir,
warum sind wir mit Hoffnungen und mit Erinnerungen aufgewachsen,
wenn wir so schlecht wären,
woher kommen all diese Lieder in unsrem Leben,
wenn wir so gut sind.
Warum komme ich mit einer leeren Tüte zu dir zurück.
Und wie sollen wir uns lieben, wenn wir jede Nacht
gemütlich in einer Vase schlafen
und dann in einem Albtraum aufwachen.

– Das KindLesenالطفل
– Ein Hund in der GasseLesenكلبٌ في زقاق
– Der GedankeLesenالفكرة
– So tötete ich einen SchmetterlingLesenهكذا قتلت فراشة
– Löchrige SockenLesenجوارب مثقوبة
– Weniger HassLesenحقدٌ أقلّ
Galal Alahmadi Tanja Dückers

Galal Alahmadi & Tanja Dückers

Galal Alahmadi und Tanja Dückers arbeiten gemeinsam an ihren Texten und nehmen sich die Zeit, die Wörter brauchen, um von einer in der anderen Sprache anzukommen.

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