Das Kind
Also beschloss das Kind zu wachsen,
und beschließt das Kind etwas, dann gibt es dies bekannt,
weil es aber nicht wusste, wie es vorgehen soll,
wollte es ein Schläfchen machen auf der Wiese,
fand keine Wiese und blieb wach,
überzeugt, dass es schliefe.
Als es sich keiner Sache mehr sicher war,
schloss es die Augen und entschwand dem eigenen Blick.
Weil es sich selbst lange nicht gesehen hatte,
erkannte es sich nicht wieder.
Als es zum ersten Mal die Augen aufschlug,
fand es lauter Bäume um sich herum
und beschloss, Wurzeln zu bekommen.
Beschließt das Kind aber etwas, dann tut es dies auch,
und tut es etwas, dann hört es damit nicht mehr auf,
deshalb brachten ihm die Bäume Achtung entgegen
und sprachen mit ihm wie mit dem eigenen Kind.
Das Kind aber wollte wachsen,
griff nach dem Vogel in den Wolken
und nach der Schwerelosigkeit der Wörter.
Als das Kind zum ersten Mal blühte,
sah es die Axt, sah, wie sie spaltet.
Also wollte es der Holzfäller sein,
und verlangt das Kind eine Axt, dann kriegt es eine,
und braucht es einen Baum,
dann kommt ein ganzer Wald auf Knien zu ihm.
Das Kind aber wollte selbst hingehen,
doch als es ging, verlor es sich selbst.
Je mehr es darüber nachdachte, desto mehr schwieg es.
Je mehr es schwieg, desto mehr litt es.
Je mehr es litt, desto mehr wollte es etwas anderes sein.
Kaum lernte es das Blau kennen,
schwamm es wie ein Fisch.
Kaum brach die Dunkelheit herein,
wurde es zur schwarzen Feder im Flügel der Nacht.
Dann kam der Zug.
Sofort sprang es auf und fuhr an sich selbst vorbei,
ohne zu grüßen.