Biografie einer Dichterin
Die Sonne ist besudelt,
die Nacht meine zweite Haut,
im Garten beerdigt all die vorsätzlichen Fehler,
kreisende Krähen verkünden meinen Tod.
Schlaflos, übersatt von Fakten,
hänge ich wie der Halbmond im Dunkeln.
Ein falscher Name auf der Todesanzeige,
Pferdekadaver, zersetzt von Trägheit.
Der Schrank träumt
von einem grünen Mädchen, das seine Kleider umarmt.
Das Gerippe, zerfressen von Motten.
Der Wunsch, gefangen im Uterus meiner toten Schwester.
Giftspeiender Schlangenkopf, Vögel fern dem Mund.
Ich - die Metapher -
verschlinge Rauch und weine gern dabei.
Ich - das Märchen -
dufte nach trocknendem Henna am Tempel.
Ich - der Winter –
liebe die angeschlagene Zukunft
und die Morgenzeitung, von dem Alten nicht hereingeholt.
Ich bin der verstorbene Alte unter dem Laken,
feucht von der Sache, die mit der Reife kam.
Ich liebe das Ende,
liebe es, wenn Schädel unter Füßen zerbersten,
liebe das rote Schlachtfeld,
den Stuhl unter dem Gehenkten.
Mein Körper schrumpft, sooft Blutregen ihn wäscht.
Ich bin der Grabstein, unveränderlich.
Besitzlos als Frau,
gekleidet wie Vogelscheuchen.
Das abgenutzte Gestern zeigt Spuren
auf meiner reuig geschwollenen Stirn
(unsinnig, Kochtöpfe auszutauschen
gegen Gräber zwischen den Zeilen).
Deine Raupen sind seiden,
ich liebe den Tag, an dem wir uns trafen,
liebe es, Feigenzweige vor deiner Tür zu brechen,
liebe das Unerreichbare.
Ich liebe dich.
Auch wenn ich die Dritte im Bunde bin
und du von Kindern umringt.
Ich liebe dich zu spät.
Wer kritzelte in der ersten Klasse deinen Namen überall hin?
Wer stickte dir ihr Muttermal auf das Hemd im Krieg?
Wer reichte dir die Hand?
Dein Haus stirbt am Durst,
jenseits der Luftspiegelung stehe ich.
Ich hätte aus meinem Körper
- anstößig in deinem Spiegel –
austreten und mich verwandeln können
in eine ehrenwerte Frau,
in eine, die sich niederwirft
im Blau deiner heiligen Gefilde.
Du kennst keine Tiefe,
Samen, gereift im Schoß des Vaters,
du hättest mir den Ring anstecken können,
ich wäre in deine verflixte Küche gezogen,
hätte mit dem Messer das Unkraut zerhackt,
das dein rebellisches Herz beengt.
Unverdaulich bin ich,
gebe mich flüchtigen Freuden hin vor dem Schlaf.
Untreue ist schändlich,
aber auch ein kräftiger Schlag,
der zurückweist und überzeugt,
ein Spinnennetz, das Fliegen fängt.
Wenig ruhmreich
und sehr angestrengt,
zwischen Frevel und Verweigerung
erleichtere ich mich dichtend von schwelendem Eiter
und huste aufs Papier.