Ein Fisch zum Grillen, vier zum Begaffen
Fische sprechen selbstverständlich mit dem Meer, die Kiemen offen, luftgefüllt. Mal schwimmen sie gegen den Strom,
mal mit ihm.
Man muss sie ernst nehmen.
…
Ich beobachte sie, kleine Fische im Aquarium.
Hinter dem Glas
treiben sie schwermütig dahin.
Bunt die Schuppen,
die Flossen gestreift.
Ihre Träume
zurückgeworfen von der Scheibe
wie unsere Hoffnungen von der Wirklichkeit.
Bestenfalls
werden sie zur Beute
für einen dreisten Angelhaken
oder ein fesselndes Netz.
…
Fische,
zusammengequetscht in der Vitrine
im Restaurant,
nichts, bloß Grillgeruch
in der Vorstellung eines Hungrigen.
Sie, die Fische,
hatten einst Familie, Freunde,
unbeschwerte Erinnerungen.
Und nun:
Opfer unbedarften Feingeschmacks…
Ich sinniere
über den Ozean,
die Strömung,
Geschmäcker, die verbinden,
Boote auf hoher See,
Fangnetze, die uns auflauern,
uns hinter Glas sperren.
…
Im nächsten Leben will ich kein Fisch sein,
will nicht gefangen werden,
nicht getötet und ausgestellt.
19. Oktober 2019