Yamen und Lena - ihre Texte sind wütend und zärtlich, geschichtsbewusst und zukunftsoffen und handeln immer auch vom Begehren in schwierigen Zeiten.

Lena Gorelik über Weiter Schreiben

„Ich will Stimmen hören und lesen, Stimmen aus anderen Ländern, Stimmen lesen, in denen sich Sprachen vermischen, und Geschichten hören, die nicht von hier stammen. Ich will Menschen sehen und erkennen und hören, die nach Deutschland kommen, die ihre Kunst und ihre Gedanken mitgebracht haben.“

Landkarte der Gefühle

von Lena Gorelik

Als Yamen von München nach Leipzig zieht, hinterlässt er mir diesen Gedanken, dieses andere München. Das andere München geht so: Es ist eine Landkarte der Gefühle. Eine Stadt, die nicht aus Stadtteilen besteht, nicht aus Flüssen und Brücken, die diese kreuzen, großen Straßen, Autobahnzubringern und Gassen, Fahrradwegen und Parks. Sondern diese eigene Landkarte im Kopf: Dort bin ich viel spazieren gegangen, als ich den schlimmen Liebeskummer hatte; auf diesem Platz habe ich mal ganz plötzlich geweint, einer jener Momente, in denen man nicht weiß, warum, aber auch keine Antwort auf diese Frage braucht.

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Begegnungen

von Lena Gorelik

1.
Yamen hat sich die Haare geschnitten. Kurz sind sie, beinahe erwachsen. Du hast dir die Haare geschnitten, sage ich also, rufe ich aus, es ist das Erste, was ich zu ihm sage. Vorher drücke ich ihn oder er drückt mich. Hat er gar nicht, sagt Yamen. Sich die Haare geschnitten. Haben seine Freund*innen gemacht, die, mit denen er zusammen in einer WG lebt. Eines Abends, es war nicht geplant, sagt Yamen, das Haareschneiden. Sie haben darauf bestanden.

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