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Heimatkomplex – DER Heimat

Abdalrahman Alqalaq
Weiter Schreiben, Reem Yassouf, Installation, Mixed Media,Small Room 30 x 30 x 4 cm, (2018)
Reem Yassouf, Installation Mixed Media, Small Room, 30 x 30 x 4 cm (2018)

Heimat, und ich sage mit Absicht DER.
Wie DER Mond ein verlorengegangenes Kind verfolgt ER mich.
Wie DER Lehrer, der dich unterweist in Disziplin und Selbstbeherrschung
mit Ruten- und Stockschlägen, du kniest auf einem Scheit.
Gemeinsam aufstehen, gemeinsam setzen, gemeinsam im Chor:
Gemeinsam den größten Herrn preisen.
Gemeinsam fortgehen,
aber allein hier im GRAU bleiben
oder im BLAU dort ertrinken.

Heimat, und ich sage mit Absicht DER,
der die Straße zu seinem Amt asphaltiert
und dich den Fahnenmast in den Himmel hochklettern lässt,
während du im Schlamm geboren bist.
Heimat, und ich sage mit Absicht DER.
Wie ein zahmer Hund, über Nacht tollwütig geworden,
der dich bis auf die Knochen frisst, wenn du ihm nichts mehr gibst.

Und doch ist DIESER Heimat mein eigenes Kind,
ungewollt ausgetragen,
unter Schmerzen empfangen,
und immer noch in mir
als Wehen mein Leben lang und für immer,
so dass ich mich manchmal frage, warum ich es nicht
erstickt habe
in einer Nacht
unter dem Kissen?
So dass ich mich manchmal frage, warum ich es nicht
abtrieb,
dieses Kind,
als ich entdeckte, wie sein Krebs in mir wucherte?

Ich bin es selbst, das verlorene Kind.
Ich selbst bin die Mutter, Medea, die ihre Kinder vor 2500 Jahren ermordete.
Ich selbst bin der Lehrer, der gute, der hartherzige, der patriotische Lehrer.
Ich selbst bin der Hund vor der Tür, verlassen im Schnee. Nein –
Ich bin NUR das Kind, das von der Mutter den Krebs
erbte, den Krebs des Lehrers der Heimat.

Nur manchmal, wenn ich am Mittelmeer spiele
mit Sand, fein und feucht, wo ein Anker liegt,
sieht mich DER Heimat als sein Kind und lässt mich
nach Mutter rufen.
Nun rufe ich und frage mich:
Mutter, ist all die Erfahrung es wert, hier zu sein?
Mutter, ich würde mich gern an dem Anker festhalten,
aber das Meer hier riecht nach grobem, nach salzigem Tod.

Und wenn die Welt schläft, lass ich deine
ermüdete Möwe ein
zum Schlafen in meiner Brust.
Doch kaum ist sie dort mit kreischender Kunde,
bricht ihr die Schwinge,
so schmerzt meine Brust,
so sehr schmerzt der Abschied
von dir.

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