Mercator Talk: Sichtbares Leid, unsichtbares Land: Warum Europa erst seit Kriegsbeginn auf die Ukraine schaut
Lesung und Diskussion mit Natalka Sniadanko und Tanja Dückers, Moderation: Kateryna Stetsevych
„Ich bin in einer schizophrenen Gleichzeitigkeit einer gespaltenen Wirklichkeit – Frieden und Krieg, Ruhe und Alarm, Sicherheit und Tod. Keine der Wirklichkeiten bietet Geborgenheit, keine ist Zuhause.“ In einem Brief von Natalka Sniadanko an Tanja Dückers vom 17. Oktober 2022
Eintritt frei. Bitte melden Sie sich bis zum 22.05. hier an.
Im Rahmen eines Mercator Talks stellen die ukrainische Schriftstellerin und Journalistin Natalka Sniadanko und ihre deutsche Kollegin Tanja Dückers ihren literarischen Briefwechsel vor, den sie im Herbst 2022 auf Initiative des Literaturportals Weiter Schreiben geführt haben. Inmitten der undurchdringlichen Gegenwart des über ein Jahr andauernden Krieges in der gesamten Ukraine nehmen die Autorinnen die aktuelle Lage des Landes in den Blick. – Im Gespräch mit Moderatorin Kateryna Stetsevych analysieren sie, warum der monolithische Begriff der Sowjetunion Jahrzehnte überdauerte und die Ukraine im Schatten Russlands unsichtbar blieb. Inwiefern markiert der Krieg hier eine Zäsur? Welchen Platz nimmt die ukrainische Perspektive in der europäischen Erinnerungslandschaft ein und welche Rolle kann die Literatur dabei spielen?
Natalka Sniadanko, geboren 1973 in Lwiw, lebt derzeit in Marbach im Exil, ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin. Sie übersetzt aus dem Deutschen und Polnischen. Als Journalistin schreibt sie u.a. für die Süddeutsche Zeitung, The New York Times und The Guardian. Sie hat 11 Prosabände in 11 Sprachen veröffentlicht, zuletzt 2021 Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde (aus dem Ukrainischen von Maria Weissenböck) im Haymon Verlag.
Tanja Dückers, geboren 1968 in (West-)Berlin, Schriftstellerin, Journalistin, Literaturwissenschaftlerin. Sie hat 20 Werke veröffentlicht, darunter Romane, Gedichtbände, Kinderbücher und Essaysammlungen. Gesellschaftspolitische Themen behandelt sie regelmäßig in Medien wie dem Deutschlandfunk, dem Tagesspiegel, der Berliner Zeitung. Stipendien und Recherchereisen haben sie an viele Orte Osteuropas geführt. Tanja Dückers hat in Rumänien, Polen und der Tschechischen Republik gelebt, zweimal die Ukraine bereist. In den USA hat sie Germanistik/German Studies gelehrt. Sie lebt mit ihrer Familie überwiegend in Berlin.
Kateryna Stetsevych studierte Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft an der Universität Czernowitz und der Freien Universität Berlin. Sie arbeitete als freiberufliche Kuratorin und Dozentin für internationale Mittlerorganisationen wie das Goethe-Institut und die GIZ sowie zahlreiche Kulturinstitutionen in Deutschland. Stetsevych war Koordinatorin des Programmschwerpunkts „tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus“ der Leipziger Buchmesse (2012–2014). Gegenwärtig leitet sie die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa in der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Ein literarisch-politischer Abend im ProjektZentrum der Stiftung Mercator in Kooperation mit dem Projekt Weiter Schreiben von WIR MACHEN DAS.
ProjektZentrum Berlin der Stiftung Mercator
Neue Promenade 6 10178 Berlin