Wir feiern Buchpremiere und das Berliner Literaturhaus tanzt
„Das Herz verlässt keinen Ort, an dem es hängt“ erscheint im Ullstein Verlag, fast alle Autor*innen lesen und Musiqana zeigt uns, was ein Fest ist.
Eine Bildergalerie von Piero Chiussi

Ein neues Buch zu feiern, ist immer schön. Diesmal ist es noch schöner, weil es um noch mehr geht. Und dann noch dieses gut riechende, raue Papier!

Alle Texte sind mit Werken von geflüchteten Künstler*innen bebildert. In Farben, die strahlen.

Ich bin mein eigener Ausweis / aus Träumen und Ängsten, / mit denen ich Flüsse, Berge und Flughäfen passierte. (Mariam Meetra, Afghanistan)

Meine Mutter vergaß nie, mich beim Aufstehen zu bitten, das Bild meines Vaters zu begrüßen. (Ali Al-Kurdi, Syrien)

Dieser komplizierte Stein, / der wir waren, / der plötzlich hervortrat, / rollte. (Noor Kanj, Syrien)

Wir sind nur Seelen aus Stroh, / fürchten das Wrack, / haben Angst vor Heerscharen von hungrigen Lasttieren. (Omar Al-Jaffal, Irak)

Das Literaturhaus platzte aus allen Nähten. Bis zum letzten Stuhl und darüber hinaus.

Lina Muzur und Annika Reich arbeiten seit Jahren zusammen – als Lektorin und Autorin. Die Anthologie ist ihre erste gemeinsame Herausgabe.

Ich bin Mala mit einem Puppenkleid und einem zerrissenen langen Kleid. Meine Großmutter brüllte, ich hätte das Kleid in der letzten Nacht zerrissen. Ich hätte versucht, die Puppe zu essen, sie habe sie nur vor meinen Zähnen gerettet. (Rabab Haider, Syrien)

Die Kugel dringt ein / kostenlos / wie eine Kugel / und tritt nicht mehr aus. (Galal Alahmadi, Jemen)

Koffer sind ursprünglich Handflächen, viel zu klein, / und Schultern, viel zu schwach für all die Sorgen. / In den Koffern stecken Gesichter, / Salz, Geduld und verworrene Stimmen, / Gedränge, Geschichten und Menschen. / Sie haben kein Wort / für unbeschwert.
(Fady Jomar, Syrien)

Am Morgen / waren meine Finger so kurz wie ein Stück Kreide / das die ganze Nacht / lange Liebesgedichte / auf die Mauern deines Hauses / geschrieben hatte. (Rasha Habbal, Syrien)

Dima Albitar Kalaji, Lina Muzur und Annika Reich moderieren im Wechsel und freuen sich über die offenen Türen und darüber, dass selbst der Nebenraum besetzt war.

Während der Umbauarbeiten im Gespräch: Ahmad Katlesh.

Musiqana spielt Tarab, arabische Chansons und lässt so die Athmosphäre des alten Aleppo aufleben.

Abdallah Rahal gründete die Band, nachdem er 2016 den Oud-Spieler Alaa Zaitounabei kennengelernt hatte. Alle Mitglieder der Band Musiqana waren vor ihrer Flucht als professionelle Musiker tätig, standen jedoch zum ersten Mal im Berliner Exil zusammen auf der Bühne.

Salam Alhasan ist nicht nur ein ausgezeichneter Percussionist, sondern auch Comiczeichner.

Rasha Habbal und Ramy Al-Asheq hören versunken zu.

Und plötzlich beginnen die ersten zu tanzen...

Irgendwann gibt es kein Halten mehr: Das Literaturhaus tanzt.

Auch das WIR MACHEN DAS – Team tanzt.

Und die Buchpremiere wird zum Fest.

Das ist das erste richtige Fest seit meiner Flucht aus Syrien. (Lina Atfah)