Ramy Al-Asheq und Monika Rinck gehören zu den seltenen Menschen, die gleichzeitig euphorisch und kritisch denken.

Ramy Al-Asheq über Weiter Schreiben

„Ich bin Autor. Flüchtling zu sein, beschreibt nur die Situation, in der ich mich befinde, es ist nicht meine Identität. Deshalb ist das Projekt Weiter Schreiben ja so wichtig, weil es uns nicht als Flüchtlinge behandelt, sondern als Autoren. Die Idee ist es eben nicht, Flüchtlingshilfe zu leisten, sondern Menschen auf einer Augenhöhe zusammenzubringen und beide Seiten weiterzubringen. Für mich als Autor ist es elementar, veröffentlicht zu werden. Alles, was ich kann, ist schreiben. Alles, was ich tue, ist mit Sprache verbunden, was ich denke, schreibe, veröffentliche. Für mich ist es das Wichtigste, auch hier in Deutschland weiterzuschreiben.“

Monika Rinck über Weiter Schreiben

„Ich halte es für lebenswichtig, Menschen, die zu uns kommen, die Gelegenheit zum eigenen, mithin künstlerischen Ausdruck zu geben. Dazu gehört auch die öffentliche Wahrnehmung. Ein Schritt weg von der dritten Person – also derjenigen, über die man als Abwesende spricht – hin zur zweiten und ersten Person: Dem Du des Angesprochenen und dem Ich, das spricht.“

Ein besprechbarer Verlust an Bedeutungsnuancen

Monika Rinck über die Zusammenarbeit mit Ramy Al-Asheq

In englischer und in deutscher Übersetzung habe ich bislang einige Gedichte von Ramy gelesen und sie beeindrucken mich sehr. Bei unserem zweiten Treffen haben wir uns daran gemacht, ein langes Gedicht, das bislang in englischer Übersetzung vorlag - über diese englische Brücke hinweg - ins Deutsche zu übersetzen.

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Was Wikipedia nicht über Monika Rinck weiß

von Ramy Al-Asheq

Seit ich in Köln lebe und Abwab herausgebe, habe ich den Dichter in mir ein bisschen aufgegeben. Wenn man als Journalist arbeitet, klaut einem das nicht nur die Zeit, sondern auch die Energie, den Kopf und die Zeit.

Einiger meiner Prosatexte sind ins Deutsche übersetzt, aber nur zwei meiner Gedichte. Meine deutschen und schweizerischen Übersetzer erklären mir das so: „Lyrik ist so schwierig zu übersetzen“, „Niemand liest überhaupt Lyrik“, „Vielleicht solltest du lieber einen Roman oder ein Theaterstück schreiben“, „Deutsche Verlage und Leser interessieren sich nicht für arabische Gedichte“.

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ما لم يكتب عن مونيكا رينك في ويكيبيديا

وال عامين في مدينة كولونيا، التي كانت مدينتي المفضّلة، المدينة الوحيدة –منذ غادرت دمشق- التي كنت أقول: "إنني عائد إليها" ولست "ذاهبًا إليها"، لم أقرأ قصائدي سوى مرّتين، رغم أن عدد الشعراء السوريين في مدينة كولونيا لا يتجاوز الاثنين.. محمد المطرود وأنا. إلّا أنني في الوقت ذاته، قمت بقراءات أدبيّة في مدن مختلفة، أوروبيّة وألمانية، وفي مراكز ثقافية ومهرجانات مهمّة، حتّى برلين، المدينة التي لم تكن يومًا من المدن المفضّلة لدي، كانت أوّل وأكثر مدينة قرأت فيها نصوصي.

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Gedichte übersetzen

von Monika Rinck

Der offene, ungeformte Raum zwischen zwei Sprachen besteht aus Aufmerksamkeit – sowohl auf das Fremde wie auf das Vertraute. Als Vermittlungsinstanz dient uns das Englische. Hinzu kommen Zeichnungen, Handbewegungen, Mimik und Gestik, Beispiele, Erinnerungen, einige Zigaretten und literweise Tee. Aber die wichtigste Zutat ist wohl die Zeit, die diese Arbeit benötigt. Und noch immer sind die deutschen Übersetzungen in Bewegung, gibt es Stellen, wo irgendwo am Horizont eine bessere, noch unkonturierte Übersetzung aufscheint, von der ich ahne, dass es sie gibt, die ich aber noch nicht erkennen kann. Sie ist ein Zwischenwesen, der Horizont verläuft in der Mitte des Tisches, an dem Ramy Al-Asheq und ich uns gegenübersitzen.

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Das Geräusch, das der Krieg beim Essen macht

Ausschnitt aus dem Nachwort von Monika Rinck zu Ramy Al-Asheqs Lyrikband „Gedächtnishunde“

„Alles grenzt aneinander, nichts bleibt auf einer Seite. Die Metaphern des Krieges wandern in Liebesgedichte hinein. Sie lassen sich nicht aufhalten. Man könnte von einem neuen Arsenal der Bilder sprechen, die die Verzweiflung über eine vergangene Liebe kriegerisch infiltrieren. „Ich entfernte dich aus meinem Fleisch / Wie eine Kugel“. Es lässt sich nicht mehr trennen, die Bilder flackern, sie lösen einander ab. Und am Ende stirbt auch die Dichtung, oder schläft sie nur? „Ich will ein Leben so kurz / Wie dieses Gedicht“ – so endet das Buch. Und mit ihm, auch dieses Nachwort.“

Wenn Sie wissen wollen, wie das Nachwort von Monika Rinck beginnt und die Gedichte von Ramy Al-Asheq klingen, dann lesen Sie weiter in „Gedächtnishunde“ – 2019 erschienen im Sujet Verlag, übersetzt von Lilian Pithan.